Ein Erlebnis der besonderen Art oder die Zufälle des Lebens ;)
Ich war gerade dabei meine Sachen für den bevorstehenden Umzug in eine Gastfamilie zu packen, als es plötzlich klingelt. Mein Nachbar, mit dem ich schon einmal kurz geredet hatte steht vor der Tür. Er bittet mich in seine Wohnung, was ich erst einmal ziemlich komisch finde. Dann fängt er an mir etwas auf Russisch zu erklären und ich verstehe nicht viel. Das was ich heraushöre ist, dass er mein Deutschschüler sein möchte. Ich erkläre ihm, beziehungsweise ich versuche es, dass ich heute umziehe und zeige ihm die Metrostation. Seltsamerweise ist er hellauf begeistert obwohl es am anderen Ende der Stadt ist. Plötzlich hat er die Idee jemanden anzurufen und drückt mir unvermittelt den Hörer in die Hand. Ich verstehe nichts. Die Dame am anderen Ende der Leitung scheint das auch zu bemerken und meint ich solle schnell warten. Dann ist jemand dran der deutsch spricht. Stellt sich heraus, dass der Sohn der Dame, ein Schüler/ Bekannter meines Nachbarn gerne Deutschnachhilfe hätte. Und nun ratet wo er wohnt – genau- an der Metrostation zu der ich ziehe. Ich finde die Idee ihm Deutschunterricht zu geben super, er kann mir ja im Gegenzug Russisch beibringen und ich lerne gleich jemanden kennen.
Mein Nachbar hat mir dann noch einen riesigen Topf Suppe in die Hand gedrückt und mich nach Hause geschickt. Als ich ihm die Hälft wiedergeben wollte mit der Erklärung, dass ich ja umziehe wollte er das überhaupt nicht gelten lassen. Also habe ich ihm den leeren Topf wiedergebracht. Keine 5 Minuten später klingelt es wieder. Er steht mit einer Tüte Äpfel aus seinem Garten und Keksen vor der Tür. Für mich. Ein bisschen seltsam ist er ja. Aber ganz definitiv sehr, sehr nett :)
iowagirl am 22. Oktober 11
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Erinnerungen an eine Wohnung
Als kurzfristige Überganswohnung geplant habe ich jetzt doch genau einen Monat in dieser Wohnung verbracht. Ich habe sie gehasst und dann doch zu schätzen gelernt. Und ich habe mit ihr jede Menge erlebt und gelernt, dass man nicht alles braucht was man in Deutschland hat. Ein Waschbecken pro Wohnung reicht eigentlich auch. Und wer kann schon sagen, dass er einen ganzen Abend damit verbracht hat das Wasser aus einer Waschmaschine abzulassen, die kaputt und deren Tür verriegelt ist. Mit Wäsche drin natürlich. Und wer hat schon Spaß am Putzen, weil die Resultate so offensichtlich sind? Eine zweifarbige Küche erinnert einen doch immer wieder an eine abendliche Putzparty :D. Ganz besonders schön war allerdings das Abschiedsgeschenk der Wohnung an mich. Sie hat beschlossen, dass Strom ein überflüssiges Gut ist. Aber wir sind ja in Russland und wenn man da ein bisschen an der Sicherung rumspielt klappt das dann auch wieder. Wohlgemerkt nachdem das halbe Gefrierfach abgetaut ist.
Aber es ist ja nicht alles schlecht. Es gibt ja lange Teeabende in der Miniküche. Und die Tatsache dass man von der Küche in den Innenhof schauen kann. Man kann ganz ungesehen Leute beobachten ;) Außerdem ist gegenüber ein Park und die Lage der Wohnung ist nicht so schlecht.
Alles in allem war die Wohnung nicht so cool. Aber sie war für die längste Zeit mein Zuhause und irgendwie tut es mir jetzt fast Leid sie zu verlassen. Nach einem Monat fühlt man sich doch heimisch.
iowagirl am 22. Oktober 11
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Geburtstag
Um ehrlich zu sein hatte ich Angst vor meinem Geburtstag. Vor Heimweh, davor dass es ein normaler Tag und nichts Besonderes wird.
Ich hätte mir keine Sorgen machen brauchen. Ich habe bei Jana und Laura übernachtet und wurde morgens mit einem Törtchen und Wunderkerzen geweckt. Dann gab es Geschenke. Eine Wärmflasche, einen Hut für die russische Sauna, die Banja (das braucht man, weil die so heiß ist), und ein Buch mit Kindergeschichten zum Russisch üben. Ich habe mich so gefreut.
Bei der Arbeit haben mir dann alle gratuliert. Ich dachte das wärs. Dann wollte ich zum Mittagessen und wurde erst noch mal weggeführt. Dann wurden mir die Augen verbunden und ich wurde in die Küche geführt. Dort gab es dann einen Kuchen mit Kerzen und noch mal Geschenke. So schön, die ganzen Freiwilligen habe sich zusammen etwas ausgedacht. Und zwar meinten sie ich erinnere sie an Schneewittchen. Deshalb haben sie mich als Schneewittchen gemalt und sieben Zwerge gebastelt. Ich habe mich so gefreut, vor allem weil das nicht so ein Standartgeschenk, sondern etwas Persönliches ist.
Nachmittags bin ich dann noch mit Franzi und Jana in ein Café und habe es mir –ganz deutsch- bei einem Apfelstrudel gutgehen lassen.
Abends war dann noch Sprachkurs und danach habe ich geskyped und alle lieben E-mails und Nachrichten gelesen. Ein rundum gelungener Tag.
Danke an alle Beteiligten!
iowagirl am 15. Oktober 11
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iowagirl am 15. Oktober 11
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Mein Arbeitstag
Obwohl mein Arbeitstag offiziell erst um 9:00 Uhr beginnt verlasse ich das Haus schon um kurz nach sieben. Der Weg is lang, aber es macht mir eigentlich nichts aus. Wenn man nichts zu tun hat fällt es einem leichter Vokabeln zu lernen ;) Und in der Elektritschka (entspricht der deutschen S-Bahn oder Regionalzügen) treffe ich dann auch immer jemanden mit dem ich mich unterhalten kann.
Wenn ich in Pavlovsk ankomme ziehe ich mich erst mal um, Standartoutfit ist Jogginghose, T-Shirt und- seit neustem- ein Kopftuch. Die Krankenschwester in meiner Gruppe stört sich an langen Haaren...
Danach geht es erst mal in die Küche einen Tee kochen und einen Keks schnappen und dann geht die Arbeit los.
Als erstes begrüße ich alle Kinder, dann fange ich an das Frühstück vorzubereiten, d.h. die Kinder in ihre Stühle zu setzen.
Fünf Kinder sitzen an einem kleinen Tisch und essen mehr oder weniger selbstständig, zwei können in speziellen Stühlen sitzen und mit Hilfe essen und ein Kind füttere ich auf dem Schoß. Die Kinder in den Spezialstühlen muss ich sehr schnell hinsetzen und der Sanitarka (Pflegerin) klarmachen, dass ich sie füttern möchte, sonst werden sie, wie alle Kinder die ich nicht füttere, einfach von ihr im liegen gefüttert. Oft reicht mir allerdings die Zeit nicht, was mir immer sehr leid tut. Wenn ich Glück habe füttert eine der Pädagoginen diese Kinder.
Sobald alle gegessen haben kommen die fitten 5 auf den Topf. In dieser Zeit muss ich, je nach Sanitarka die Lätzchen spülen, Tisch abwischen und Sasha füttern (das Kind das ich auf den Schoß nehme). Leider habe ich dafür nur ca. 20 Minuten Zeit, weil die Kinder läger nicht auf dem Topf sitzen sollen, was ja auch verstänlich ist.
Danach nehme ich sie vom Topf, wechsle die Windel wenn sie wirklich voll ist (es gibt chronisch zu wenig Windeln, da für jedes Kind nur 2 pro Tag vorgesehen sind. Freiwillige kriegen zwar mal Extrawindeln, aber es ist trotzdem immer knapp).
Wenn ich das alles erledigt habe habe ich Zeit dazu einzelne Kinder zu fördern, d.h. mit ihnen ins Spielzimmer oder nach draußen zu gehen, mit ihnen Laufen zu üben oder - gerade die schwächeren Kinder- einfach mal auf den Arm zu nehmen und ihnen was vorzusingen oder zu lesen.
Von 12:15 Uhr bis 12:45 Uhr habe ich Mittagspause, dannach findet das gleiche Programm wie am Morgen statt und ich putze den Kindern die Zähne.
Nun ja, das ist der planmäßige Ablauf. Aber die Kinder sind halt Kinder und noch dazu behindert und da kommt schon immer mal was dazwischen. Ksusha findet es zum Beispiel anregend den Inhalt ihrer Windel, bzw. ihres Topfes einmal über ihren kompletten Körper zu verteilen und ihn anschließend zu essen. Sie ist dabei sehr kreativ und geschickt und schafft es immer wieder sämtliche Barrieren, sprich Tücher, Bodies, Strumpfhosen die die Windel fixieren usw. , zu umgehen. Für mich bedeutet das eine Runde Baden extra.
Oder Danja beschließt dass genau der Moment zwischen Pampers und Topf der ideale Moment zum Pinkeln ist ;)
Außerdem gibt es ja noch Lena. Lena liebt es wenn ich nein sage. Das beindruckt sie wenig, bringt sie aber zum lachen. Ihre lieblingsbeschäftigung ist es andere Kinder die auf dem Topf sitzen auszuziehen oder an ihnen herumzuziehen bis diese weinen. Meistens habe ich in so einer Situation gerade ein Kind auf dem Wickeltisch und kann nicht weg. Hallelujah!
Aber es gibt auch wunderbare Momente. Zum Beispiel wenn Serjoscha mich jedes mal umarmt und mit mir kuscheln will wenn ich seine Windel gewechselt habe. Oder wenn Danja sich unglaublich freut, weil ich ihn durch die Luft schwenke. Oder wenn Ksusha sich an mich schmiegt wenn wir zusammen eine neue Strupfhose holen. Das macht dann die ganzen "Unfälle" wieder wett.
Die Beziehung mit den Sanitarkas ist manchmal gut und manchmal sehr schwierig. Es kommt immer darauf an wer gerade da ist. Manche geben mir Windeln und sich Mühe mein Russisch zu verstehen. Andere geben mir Extraaufgaben und weigern sich ohne Übersetzter mit mir zu sprechen. Zum Glück gibt es die Pädagoginnen, die mir viel zeigen und erklären können und auch einzelne Kinder fördern. Das hilft mir enorm, weil es manchmal schon schwierig ist zu entscheiden mit welchem der 12 Kinder ich etwas machen soll. Wenn ich aber weiß, dass einige an dem Tag schon von einer Pädagogin betreut werdem fällt die Auswahl leichter.
Ach ja, Donnerstag ist Banjatag. Das heißt alle Kinder werden gebadet. Zum Glück dürfen die Pädagogen und ich das Baden übernehmen, während die Sanitarka die Kinder auszieht. Die Sanitarkas tendieren nämlich dazu eher ruppig mit den Kindern umzughen. Da ist es nichts besonderes wenn sie die Kinder an einem Arm und einem Bein packt und sie so einmal quer durch den Raum trägt. Deshalb ist es denke ich auch wirklich wichtig und sinnvoll wenn die Freiwilligen die Kinder baden, auch wenn dann der Förderteil des Tages wegfällt.
Alles in allem ist die Arbeit sehr anstrengend, ich bin oft auch einfach körperlich müde, aber sie macht mir sehr viel Spaß und die Kinder wachsen mir immer mehr ans Herz. Ich denke ich muss noch viel lernen, was ich mit jedem einzelnen Kind machen kann und was es gerne hat und wie ich es fördern kann, aber ich denke das braucht auch einfach seine Zeit.
iowagirl am 08. Oktober 11
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