Die Russische Ernährung und die Waage…
In einer Gastfamilie zu wohnen hat viele Vorteile. Einer davon ist, dass man die russische Esskultur live miterlebt. Nun ja. Es kann ein Vorteil sein. Wenn man davon absieht, dass so ziemlich jede russische Hausfrau die ich bis jetzt kennengelernt habe Angst davor hatte, dass ich verhungere. Immerhin muss ich mir jetzt selber Frühstück machen. Worüber ich nach der Erfahrung eines Schnitzel-Spaghetti-Frühstücks auch recht dankbar bin. Aber ich konnte ja auch nicht sagen, dass ich das lieber nicht essen würde, nachdem meine Gastmutter extra für mich früher aufgestanden war.
Allerdings habe ich ihr noch nicht erklären können, dass ich mein Mittagessen bei der Arbeit zu mir nehmen. Beziehungsweise irgendwie traut sie dem nicht so. Das heißt sobald ich heimkomme gibt es erst mal Essen. Russisches Essen. Erst Suppe, dann Hauptmahlzeit und dann Tee. Und Teetrinken ist hier das gleiche wie bei uns Kaffeetrinken. Ohne Süßes zählt es nicht.
Allerdings zählt diese Mahlzeit als Mittagessen. D.h. das Abendessen folgt wenige Stunden später. Und da kann man sich auch nicht rausreden. Wenig Hunger kann man gelten lassen, da gibt’s dann eine normale Portion. Und ansonsten zieht das Argument: „Du arbeitest doch so viel, da musst du auch viel essen.“ Und falls man doch etwas einwenden sollte wird sofort nachgeschoben: „Hier ist es kalt, da muss man viel essen.“ Leider habe ich das Gefühl das nur ich so gemästet werde. Naja, lecker ist es ja. Wenn man nachgesalzen hat. Russen kochen glaube ich aus Prinzip ohne Salz. Allerdings glaube ich nicht, dass es auf Dauer sehr gesundheitsfördernd ist vier volle Mahlzeiten am Tag zu essen.
Dementsprechend vorsichtig bin ich am Wochenende auf die Waage gestiegen. (Bei Freunden, ich glaube hier haben wir keine). Und bin einmal mehr überglücklich über meine Gene. Es ist echt ein Wunder dass sich mein Gewicht bisher nicht großartig verändert hat. Das Essen hier ist zu allem Überfluss nämlich sehr fett und es gibt jeden Tag mindestens zweimal Fleisch. Aber ich lobe den Tag mal lieber nicht vor dem Abend… Ich habe ja noch ein paar Monate Zeit hier ordentlich Speck anzusetzen. Zum Glück ist es kalt und ich arbeite :D




eva vogelgesang am 08.Nov 11  |  Permalink
Du bist echt mutig!
Hallo Elena,

schön, so viel von deinem Aufenthalt in St. Petersburg zu lesen. Ich habe viel an Dich gedacht, wie es Dir wohl geht. Nun bist Du in kurzer Zeit genau so oft umgezogen wie Marie in fast gleicher Zeit - lustig, die Parallele.
Mit dem Essen hätte ich wohl mehr Schwierigkeiten. Ich habe vorhin Willian, unserem Gastsohn aus Brasilien von deinen kulinarischen Erlebnissen erzählt. Dann fühlt er sich bei uns vielleicht nicht mehr so arg benachteiligt, was das Essen angeht;). Er hat im Gegensatz zu Dir schon vier Kilo abgenommen, weil es kein Fastfood, meist nur dunkles Brot, so komisch gesunde Sachen und dann auch noch sportliche Betätigung gibt. Du siehst, jeder hat so seine Erlebnisse.