Weihnachten in Russland
In Russland wird Weihnachten in unserem Sinne gar nicht gefeiert. Der 24. Dezember ist kein besonderer Tag. Dafür wird Neujahr wie Weihnachten gefeiert. Es wird also schon alles weihnachtlich dekoriert. Aber halt auf Russisch. Die Weihnachtsbäume haben oft mehr Ähnlichkeit mit einer Reklametafel als mit einem Baum. Die ganze Stadt blinkt und blitzt. Nachts hat das durchaus etwas für sich. Besonders weihnachtlich finde ich es aber nicht. Ein Weihnachtsbaum mit Kugeln und normalen Lichtern in einer Farbe ist für mich einfach festlicher. Aber gut, über Geschmack kann man sich ja bekanntlich streiten.
Den Heiligen Abend habe ich bei einer Russischen Familie verbracht, die für diesen Tag Ded Maros (der russische Weihnachtsmann) und Snegurotshka (seine Enkelin) für ihre kleinen Kinder eingeladen hatten. Dass das auf den 24. fiel war Zufall, aber sie wollten gerne, dass ich mal russische Weihnachten miterlebe. Es war sehr schön. Die Schauspieler waren toll und es war schön zu sehen wie sehr sich die Kinder gefreut haben. Sie haben lauter Spiele gespielt und jedes Kind musste bevor es sein Geschenk bekam ein Gedicht aufsagen (Zum Glück bin ich verschont geblieben, ich war schon bei den Spielen leicht überfordert ;) ). Ich habe trotzdem auch ein Geschenk bekommen, was mich super gefreut hat, vor allem weil ich es nicht erwartet habe.
Nachdem Ded Maros und Snegurotshka dann weg waren haben wir noch gegessen und ich habe mit der kleinen Tochter gespielt. Ich war die Puppenmama. Es ist ganz schön herausfordernd mit einer 4-Jährigen auf Russisch zu spielen. Ihre Aussprache ist dann doch nicht so deutlich und außerdem benutzt sie lauter Kindervokabeln… Jedenfalls hat sie mein Russisch dazu veranlasst ihre Mutter zu fragen warum ich denn so komisch sprechen würde und ob ich nicht normal sprechen könnte :D
Schlussendlich habe ich dann auch noch dort übernachtet, weil es relativ spät war und die Mutter mich nicht mehr alleine nach Hause gehen lassen wollte. Am nächsten Morgen bin ich dann mit massenhaft Essen versorgt (ich hatte Plätzchen mitgebracht und sie meinte in Russland darf man eine Tupperbox nicht leer wieder mit nach Hause geben… ) wieder nach Hause aufgebrochen. Auch wenn es nicht wirklich Weihnachten war war es doch sehr schön und ich habe mich sehr wohl gefühlt.
iowagirl am 28. Dezember 11
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Nachdem ich ein wenig hier quergelesen habe nun ein paar Fragen:
Du machst ein freiwilliges soziales Jahr in einem Kinderheim in Russland, ist das korrekt? Ich find's toll und sehr spannend. Anfang Januar bin ich auch wieder für einen Tag in St. Petersburg und Deine Beobachtungen dort überschneiden sich mit meinen (wenige lächeln, viele Pfützen).
Wird das Heim vom Staat finanziell getragen? Und dann gibt es nur zwei Windeln pro Tag/Kind? Kannst Du ein wenig mehr über die Hintergründe schreiben? Mich würde das wirklich interessieren.
Das Heim ist ein staatliches Heim und vom Staat aus gibt es dort auch relativ wenig. Zwei Windeln am Tag und eine Pflegerin für 10-13 Kinder.Ich glaube es gibt auch staatliche Pädagogen, aber besonders viel gefördert werden die Kinder nicht. Vor allem in dem Bereich des Heims in dem ich arbeite gibt es sehr viele Kinder die sehr schwach sind. Für diese Kinder ist von vornherein wenig Förderung vorgesehen. Fittere Kinder gehen glaube ich auch in eine Art Schule, aber von ihnen kriege ich nichts mit, weil sie in einem anderne Korpus untergebracht sind. Prinzipiell ist es so, dass der Großteil der Förderung und Ansprache durch die Freiwilligen und die von meiner Organisation extern angestellten Pädagogen ausgeht. Auch zusätzliche Windeln werden (wenn es sie dann gibt) von der Organisation beschafft. Man muss leider sagen, dass Russland nicht besonders viel für seine Behinderten tut, was auch der Grund ist, warum die meisten Eltern ihre Kinder ins Heim geben. Sie können es sich einfach nicht leisten die Kinder in der Familie zu behalten, vor allem weil es sehr wenige Tageszentren oder Schulen gibt (in Petersburg gibt es allerdings welche in denen auch Freiwillige arbeiten.Ich weiß aber nicht wie bekannt das ist und wie gut Eltern über ihre Möglichkeiten informiert werden wenn sie erfahren, dass sie ein behindertes Kind bekommen.)